Immerzu herrscht irgendwo Krieg
Es herrscht Krieg. Immerzu herrscht irgendwo auf der Welt Krieg. Das bedeutet, „eine mit Waffen ausgeübte Aggression gegenüber einer anderen Gruppe, die als feindlich angesehen wird“. Zur Zeit gibt es auf 5 von 7 Kontinenten der Welt mindestens einen Krieg, sagt Wikipedia.
Aber jetzt ist er quasi vor unserer Haustür. In Europa. Und das macht natürlich viel Angst und Sorgen.
Darf ich trotzdem glücklich sein?
Überall taucht jetzt die Frage auf: was ist zu tun? Neben dem, was ganz praktisch getan werden kann, gibt es auch die Frage: Darf ich einfach weitermachen wie bisher? Darf ich vielleicht sogar glücklich sein? Mich am Frühling erfreuen, daran, dass die Pandemie-Maßnahmen gelockert werden, oder dass ich eine Gehaltserhöhung bekomme?
Wo doch auf der anderen Seite gerade Menschen unsägliches Leid erfahren. Ist mein Glück, ist dein Glück da nicht anmaßend?
Und es gibt eine Menge Menschen da draußen, die es unerträglich finden, dass andere „Business as usual“ machen, weil sie weiter ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten und verkaufen, zur Arbeit gehen, Geburtstag feiern und sich am schönen Wetter erfreuen. „Geht doch nicht“, sagen sie und: „Bist du nicht schockiert? Berührt dich das gar nicht? Du bist doch zynisch!“
Ja, du darfst! (falls du eine Erlaubnis von jemandem / von mir brauchst 😉)
Um es ganz klar zu sagen: ja, natürlich darfst du glücklich sein! Gerade jetzt! Gerade, weil es dich berührt. Finde ich. Denn erstens gibt es ständig Leid auf der Welt. Und nur, weil dieser Krieg räumlich näher dran ist als andere Kriege, ist er deswegen schlimmer? Oder wichtiger?
Und zweitens finde ich es wichtig, dem etwas entgegenzusetzen.
Wenn ich selber in mir friedlich und glücklich bin, kann ich damit eine Inspiration für andere sein. Ein Ruhepol, bei dem andere andocken können. Gerade jetzt braucht die Welt Menschen, die in ihrer Mitte sind. Die aus einer gesunden Kraft heraus Entscheidungen treffen und handeln können. Die denen helfen, die gerade blind und gelähmt sind vor Wut und Schmerz und Trauer.
Angst und Wut und Schmerz treffen keine guten Entscheidungen. Darum braucht es Menschen, die besonnen reagieren können. Die sowohl ad hoc reagieren als auch einen langfristigen Blick auf das Ganze haben können.
Wie soll das gehen, bitteschön?
Vielleicht fragst du dich: wie soll das gehen, dich freuen und glücklich sein, während all die Nachrichten um dich herum einschlagen wie Bomben, wenn du immer und immer wieder mit der Nase darauf gestoßen wirst, wie viel Leid es gerade gibt? Und du auch gar nicht weißt, wo das noch alles hinführen soll? Du auch Angst hast.
Nun, zum einen könntest du aufhören, Infos zu konsumieren (falls du das noch tust). Nachrichten und Informationen, die uns untätig und hilflos zurücklassen, weil sie außerhalb unseres Einflussbereiches sind, stressen uns. Und machen uns langfristig krank. Lass also den Fernseher aus, stelle das Radio auf Musiksender ein, schmeiß die Nachrichten-App vom Handy. Schaffe dir nachrichtenfreie Zonen in deinem Leben. Wenn du nicht ganz und gar verzichten willst, dann nutze kurze, festgelegte Zeiten am Tag, vielleicht 2 Mal, an denen du dich über die neuesten Geschehnisse informierst. Und dann mach mit deinen eigenen Sachen weiter.
Halte dich auch aus Diskussionen raus, die zu keiner Lösung führen können, in denen es oft nur um einen Schlagabtausch von Meinungen, um Recht haben geht und darum, einen Schuldigen zu finden.
Nutze die gewonnene Zeit lieber dafür, inne zu halten. Dankbarkeit zu fühlen. Eine Meditation zu machen. Bewusst etwas Schönes zu tun. Den Augenblick zu genießen.
Sorge für dich, dann kannst du auch für andere sorgen
Im Flugzeug gibt es ja die eiserne Regel: immer erst dir selber die Sauerstoffmaske aufsetzen, bevor du jemand anderem hilfst. Und auch in der Arbeit mit meinem Rettungshund lerne ich : „Eigenschutz geht vor allem anderen.“
Aus deiner eigenen Mitte, aus deiner eigenen Kraft heraus kannst du besonnen und nachhaltig handeln. Natürlich kannst du auch getrieben von eigener Angst und Panik für andere etwas tun. Aber abgesehen davon, dass du ziemlich schnell am Rand deiner Kapazität angekommen sein wirst: versetze dich doch mal in die Rolle des Menschen, dem geholfen werden soll. Wer würde dich mehr unterstützen und dir Zuversicht geben können, der, der selber voller Angst ist, aus lauter Wut herumschreit, nur noch weint im Angesicht des Leides? Oder der, der Ruhe und Überblick ausstrahlt, besonnen handelt und dir das Gefühl gibt, dass es weitergeht?
Außerdem: „weitermachen“ heißt ja nicht, ohne Mitgefühl zu sein. Und es heißt ja auch nicht, dass man nicht hilft und andere Menschen unterstützt, so, wie es in der eigenen Macht steht. Angebote, wie man helfen kann, gibt es viele. (Zum Beispiel findest du hier oder hier eine ganze Menge Möglichkeiten und weiterführende Links.)
Und ganz ehrlich: wer will denn beurteilen, ob du „traurig genug“, „entsetzt genug“, „gelähmt genug“ bist? Ob du „genug“ hilfst oder „nur“ egoistisch deinen Zielen nachgehst? Allein so ein Urteil bringt ja schon wieder Unfrieden mit sich. Streit ist vorprogrammiert und womöglich Krieg im kleinen. Und im kleinen fängt es an. Sowohl Krieg als auch Frieden.
Ich habe auch keine Lösung für all das. Wahrscheinlich gibt es so viele Lösungen, wie es Menschen gibt.
Klar ist aber:
Frieden beginnt in mir.
Frieden beginnt in dir.
Von einem bin ich fest überzeugt: Frieden, auch Weltfrieden, beginnt in uns. In dir und in mir. Darum tu alles dafür, dass du in dir in Frieden bist. Dass du immer wieder glückliche Momente erlebst. Was auch immer dafür für dich das richtige ist. Denn dann strahlst du Frieden aus, und Glück. Bist du ein Vorbild. Und wenn jeder Mensch in sich für Frieden sorgt, und sich nicht in den Krieg anderer hineinziehen lässt, dann ist so etwas wie Weltfrieden keine Utopie mehr. Dann helfen wir einander, und zwar nicht nur, wenn es brennt.
Dazu kannst du dich fragen:
- Was bedeutet Frieden für mich? Wie fühlt es sich für mich an, Frieden in mir zu haben?
- Mit wem oder an welcher Stelle bin ich noch nicht im Frieden, bin ich noch „unfriedlich“?
Eine kleine Hilfestellung und Erinnerung im Alltag kann folgende kleine Miniübung sein.
Fingertipping „Frieden beginnt in mir“
Nimm den Daumen deiner rechten oder linken Hand und tippe mit ihm nacheinander auf die Fingerkuppen von Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger, kleinem Finger. Mit jedem Tip sagst du ein Wort des Satzes:
„Frieden beginnt in mir.“
- Frieden – Tip Daumen – Zeigefinger
- beginnt – Tip Daumen – Mittelfinger
- in – Tip Daumen – Ringfinger
- mir – Tip Daumen – kleiner Finger
Sage es wie ein Mantra vor dich hin, immer verbunden mit der Fingerbewegung. Spüre, wie sich Frieden in dir ausbreitet. Mache das mehrmals, so lange, wie es sich gut für dich anfühlt.
Und wenn du das Gefühl hast, du findest gar nichts, um auch glücklich sein zu können? Nun, mit dem Glück ist es wie mit dem Frieden: es beginnt in dir. Darum übe das Fingermantra auch mal mit „Glück“:
Glück – beginnt – in – mir. 🍀
Ich hoffe, es war etwas für dich dabei, mit dem du was anfangen kannst. Hinterlass mir doch gern im Kommentar, wie du die Dinge siehst. Hast du einen Vorschlag, wie man gut durch diese Zeiten kommt? Findest du, man darf glücklich sein, auch wenn Krieg herrscht? (Wer immer „man“ ist…) 😊