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Herausforderung HSP

Du Sensibelchen!

Wir erlebten das schon als Kinder. Wenn der Pullover kratzte, die Milch (nur für uns sichtbare) „Stippchen“ enthielt, es uns in der Klasse immer zu laut war, wir lieber mit einem Buch in der Ecke verschwanden, als mit den anderen Kindern rumzutoben. Wenn die Welt zu groß, zu bunt, zu laut erschien. Wenn wir genau spürten, dass die Erwachsenen unehrlich waren und sich und uns belogen. Wenn aus einem stillen, scheinbar angepassten Kind oder Teenager von einem Moment auf den anderen eine Furie wurde, schreiend und ungerecht. Und in der nächsten Sekunde verschwand es wieder im Schneckenhaus.

Dann bekamen wir oft Dinge zu hören, wie:

Sei doch nicht so empfindlich / schüchtern / ängstlich. Sei doch mal fröhlicher / offener / mutiger. Du Mimose. Du hörst die Flöhe husten. Nun stell dich nicht so an. Mit dir kann man gar nicht richtig spielen. Zieh dich doch nicht immer so zurück. Such dir doch endlich mal Freunde.

Das vermittelte uns das Gefühl, irgendwie falsch zu sein in dieser Welt. Irgendwie anders, fremdartig. Oft versuchten wir dann, uns anzupassen. An die anderen Kinder, an die Erwachsenen, die Erwartungen der anderen. Das kann doch wohl nicht so schwer sein, die anderen schaffen das doch auch! Dachten wir.

Und es war doch schwer. Gelang nur unter Mühen, wenn überhaupt. Im Laufe der Jahre verging das leider nicht, wir gewöhnten uns nicht daran, sondern es wurde eher beschwerlicher. Jetzt waren es nicht mehr Spielplätze und Kindergruppen, in denen wir irgendwie nicht passten. Sondern Partnerschaften, Berufe, Kollegen, der Freundeskreis.

Der Versuch, sich anzupassen und endlich so zu sein, wie die anderen, kostete viel Kraft. Manch einem bescherte diese ganze Anstrengung sogar ein Burnout-Syndrom.
Und dabei sind wir nicht falsch, ganz und gar nicht. Wir sind nur anders!

Wir, das sind ca. 15-20 % aller Menschen, die mit einem etwas anderen Nervenkostüm ausgestattet sind als der Rest der Welt. Wir, das sind die „Highly sensitive persons“, die HSP, die Hochsensiblen. Menschen, die viel mehr Reize von außen (und auch innen) aufnehmen, als die anderen. Und diese auch noch nachhaltiger, „tiefer“ verarbeiten. Die darum in einer Situation viel angestrengter und danach viel erschöpfter sein können, als alle anderen Beteiligten. Die deshalb das Gefühl haben, nicht so leistungsfähig und ausdauernd zu sein, wie die anderen.

Und die nicht verstehen können, warum das bei ihnen so ist, bis – ja, bis sie eines Tages hören oder lesen: „Du könntest hochsensibel sein, schon mal darüber nachgedacht?“

Dies führt bei den meisten von uns zu einer unglaublichen Erleichterung. Einmal zu wissen: „Ich bin gar nicht falsch! Ich bin nur anders!“ Und zum anderen das Wissen darum, mit meinem Anderssein nicht allein dazustehen. Es gibt auch andere, denen es geht wie mir! Das ist sehr befreiend, und gibt neue Kraft und Mut. Und eröffnet plötzlich Wege, die vorher nicht zu sehen waren, da wir immer am falschen Ort gesucht haben.

Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern ein Phänomen, wie die Augenfarbe oder eine Charaktereigenschaft. Ich möchte Verständnis für hochsensible Menschen schaffen, sowohl bei den Betroffenen selbst als auch in deren (Arbeits-) Umfeld. Durch ihr “anderes” Nervenkostüm reagieren HSPs anders auf ihre Umwelt und damit auch anders auf Stressauslöser.
Hier Wege und Mittel zu finden, trotzdem im Berufsalltag zu bestehen, dafür setze ich mich ein.

Denn Hochsensibilität birgt neben den oben beschriebenen Schatten- auch viele Sonnenseiten. Neben einem erstaunlich genauen Stimmungsbarometer zum Beispiel auch die Fähigkeit, Zusammenhänge besonders gut erkennen zu können, Komplexität zu erfassen. Details wahrzunehmen, die anderen nicht auffallen. Ein hohes Einfühlungsvermögen und gut reflektieren können.

Je mehr ich mich mit meiner Hochsensibilität annehmen und schätzen kann, umso besser kann ich meine Stärken leben und mit meinen „Schwächen“ umgehen. Und egal, ob ich das nach außen kommuniziere oder nicht, mein Leben kann viel unbeschwerter werden, wenn ich aufhöre, einem Idealbild hinterher zu laufen, das ich gar nicht sein kann. Weil meine Natur eine andere ist.

Möchtest Du wissen, ob Du auch hochsensibel bist? Dann kann Dir eine Reihe von Fragen darüber Aufschluss geben. Bin ich hochsensibel?

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