… weiß ich natürlich auch nicht.
Lange habe ich darüber nachgedacht, ob ich nun auch noch etwas zu der Krise/Phase/whatever schreiben soll, in der wir uns gerade befinden. Denn ich selber bin mittlerweile total genervt von all den Infos, die aus allen Richtungen auf mich zugerauscht kommen.
Und ja, ich schreibe etwas dazu. Weil ich dir Mut machen möchte. Mut, diese ungewöhnliche Zeit für dich zu nutzen. Mut, dir anzuschauen, was sich in dieser ungewohnten Situation zeigen möchte. Und Mut, Veränderungen vorzunehmen, wenn du das Gefühl hast, dass Dinge nicht so bleiben sollten, wie sie bisher waren.
Die Wahrheit ist…
Ich bin Biologin, darum weiß ich etwas über Viren, über Statistiken und über Kurvenbeschreibung. Und ich mache mir entsprechend so meine Gedanken. Aber „die Wahrheit“ habe ich auch nicht (falls es die überhaupt gibt). Ich weiß einfach nicht, was genau nun richtig und was falsch ist. Ich weiß nur, dass es wichtiger denn je ist, dass wir jetzt alle in erster Linie gut auf uns selbst aufpassen und gut für uns selber sorgen. Das nennt sich Selbstfürsorge, gelebtes Stressmanagement und Burnout-Prävention.
Denn nur, wenn gut für dich gesorgt ist, kannst du auch gut für andere da sein. Was im übrigen schon immer galt, gilt in einer Krise umso mehr. (Im Flugzeug bei Druckabfall sollst du auch zuerst dir die Sauerstoffmaske aufsetzen, bevor du dich um andere kümmerst.)
Es gibt gefühlt tausende Angebote da draußen, wie du dich jetzt verhalten kannst und sollst. Die meisten drehen sich darum, wie du jetzt die gewonnene Zeit und Ruhe für dich nutzen solltest. Und das macht mich echt sauer. Denn es gibt nicht nur „endlich raus aus dem Hamsterrad“ und „so schön, die viele Zeit mit meinen Lieben zu genießen“. Es gibt auch diejenigen unter uns, die jetzt unter noch stärkeren Belastungen arbeiten (12 Stunden Arbeitstage in der Pflege – echt jetzt???). Es gibt diejenigen, die in dysfunktionalen Familien und Beziehungen stecken und jetzt einander „ausgeliefert“ sind. Es gibt diejenigen, die unter der Mehrfachbelastung Homeoffice, Kinder unterrichten, Beziehungsstress und Unsicherheit zusammenklappen. Es gibt diejenigen, die in der Isolation den Dämonen der Einsamkeit ausgeliefert sind.
Die Angst und dein Immunsystem
Ich weiß, wie es sich anfühlt, wie paralysiert zu sein in dieser Situation. Als Selbständige sind mir von einem auf den anderen Tag alle festen vor Ort-Aufträge weggebrochen. Soforthilfen gibt es für mich bzw. meinen beruflichen Status nicht. Und die Krankenkasse will trotzdem weiter von mir bezahlt werden. Da kann man schon mal leicht panisch werden.
Aber Angst ist ein schlechter Ratgeber. Die Situation ändert sich nicht, weil du Angst hast oder in Schockstarre verfällst. Also kannst du auch genauso gut ohne Angst sein.
„Angst verhindert nicht den Tod, Angst verhindert das Leben.“
Und dabei geht es mir nicht darum, Angst und Panik wegzuschieben. Denn sie ist eine zutiefst menschliche Emotion und soll in erster Linie unser Überleben sichern. Und darum soll sie auch gesehen werden. Wahrnehmen, akzeptieren, neu ausrichten. Hast du akzeptiert, dass Angst da ist, kann dein Verstand wieder das Ruder übernehmen. Was ist im jetzigen Moment tatsächlich real? Und was kann ich konkret jetzt tun?
Eine unsichere Situation, in der Vertrautes wegfällt, löst Stress aus. Das ist völlig normal. Und Stress wirkt leider negativ auf unser Immunsystem. Erst recht, wenn der Auslöser etwas ist, das wir auf den ersten Blick nicht beeinflussen können. Wenn wir jedoch ehrlich sind, haben wir doch noch nie gewusst, was der nächste Tag tatsächlich bringt. Aber im Alltag, wenn alles so läuft, können wir das gut verdrängen oder ignorieren. Jetzt ist das mit dem Verdrängen schwieriger, weil sich für alle so viele Selbstverständlichkeiten in Luft auflösen. Somit haben wir alle Stress, und das, was uns am besten schützen könnte, unser Immunsystem, fährt runter. Darum tu alles, um es zu unterstützen: raus an die Luft gehen, nährende Dinge essen und trinken (was immer das für dich ist), Spaß haben und lachen, entspannen. GERADE wenn zu der Unsicherheit noch Stress durch den Job, Familie, Alleinsein usw. hinzukommt.
Abgründe und Freiheit
In extremen Situationen zeigen sich auch bisher versteckte Gesichter von Menschen. Die einen werden zu Helfern, haben tolle Ideen und wachsen über sich selbst hinaus. Die anderen zeigen die hässliche Fratze von Hamsterkauf, Einbruch und Geldschinderei, Denunziantentum, Rechthaberei. Was bisher verdrängt wurde oder im geschäftigen Alltag untergehen konnte, findet jetzt seinen Raum und seinen Ausdruck.
Und hier zeigt sich DEINE wahre Freiheit. Freiheit trotz Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverboten, social distancing (ein unsäglicher Begriff, wie ich finde). Ich bin frei – frei, zu denken. Frei zu wählen, ob ich in Panik verfalle, frei zu wählen, welche Nachrichten ich in meinen Kopf lasse (letztes Jahr hatte ich ein kleines Video dazu gedreht hier) . Frei zu entscheiden, ob ich die Situation eher düster oder eher hell ansehe.
Wer möchtest DU sein in dieser Zeit? Und wer möchtest du sein „nach“ der Krise, wann immer das sein wird? Welche Werte möchtest du leben? Was brauchst du, um dies sein zu können? Vorbilder? Tools? Direkte Unterstützung? Eine Gemeinschaft?
Mich interessiert, wo du stehst im Moment. Wie kommst du klar mit der „C-Situation“? Was hat sich verändert in den vergangenen Wochen? Oder ist alles beim alten? Welche Herausforderungen stemmst du gerade? Lass es mich gern wissen, zum Beispiel mit einer Email. Oder triff mich zur virtuellen Teepause.