Erkenntnisse einer Schlucht-Wanderung đ
Gerade war ich (wenn du mir auf Instagram oder Facebook folgst, hast du es mitbekommen) fĂŒr ein paar Tage auf meiner Herzensinsel. Und ich bin nicht nur ausgeruht und mit etwas mehr Farbe im Gesicht zurĂŒckgekommen, sondern auch mit einigen Erkenntnissen. Zwei davon möchte ich in diesem Artikel mit dir teilen, weil ich sie so wichtig finde – auch im Job und fĂŒr den Alltag.
An diesem Tag war eine Wanderung in einer der zahlreichen Schluchten der Insel geplant. Jetzt im Herbst sind die FlusstĂ€ler ausgetrocknet, so dass man wunderbar ihrem Verlauf folgen kann. Es waren schlappe 500 Höhenmeter zu ĂŒberwinden, und am Ende winkte die Quelle mit einem Rastplatz am Kloster. Laut ReisefĂŒhrer alles gut zu bewĂ€ltigen.
Auf diesem Bild siehst du mich, zwar bereits ein wenig erschöpft, aber dennoch guter Dinge und voller Tatendrang. Der Aufstieg ist etwas beschwerlich, vor allem fĂŒr so einen FlachlĂ€ndler wie mich, deren höchster Berg hier in der NĂ€he 22 Meter misst đ Aber ich habe gute Schuhe an und Wasser dabei, was soll also schon passieren?!
Was ich da noch nicht weiĂ, ist, was mich hinter der nĂ€chsten Biegung erwartet.
HĂ€tte ich es gewusst, ich wĂ€re wohl nicht weiter gegangen. Weil ich total Angst bekommen hĂ€tte. Ich hĂ€tte einen Grund gefunden, warum es bis hier hin ja auch schon ganz schön war, aber ich doch jetzt lieber eine Pause mache und dann wieder umdrehe. Warum es auch gar nicht so wichtig ist, mein Ziel, die Quelle am Ende der Schlucht, tatsĂ€chlich zu erreichen. Im GrĂŒnde (er-)finden bin ich gut đ
Erkenntnis Nummer 1:
Manchmal ist es besser, den Weg zum Ziel nicht vorher zu kennen. Weil wir dann, mit all den Stolpersteinen vor Augen, vielleicht gar nicht erst losgehen wĂŒrden.
Wie oft bist du schon zurĂŒckgeschreckt vor einem Ziel, weil du dachtest, der Weg wĂ€re fĂŒr dich nicht möglich? Bist den Marathon nicht gelaufen, weil dir 42 km unmöglich erschienen? Hast die Ausbildung, das Studium nicht gemacht, weil dir das Lernen schwerfĂ€llt? Hast deinen Traum (vom Auto, Haus, Weltreise…) aufgegeben, weil du glaubst, es nicht finanzieren zu können?
Sich alle möglichen Wenns und Abers und Scheitermöglichkeiten vor Augen zu halten, kann uns tatsĂ€chlich daran hindern, fĂŒr unser Ziel zu gehen. Weil wir Angst bekommen. Weil diese Gedanken Stress verursachen. Dann bleiben wir vor der Biegung stehen, trinken unsere Wasserflasche leer und drehen wieder um.
Und das war es, was mich erwartete:
Ein schmaler, ewig langer Pfad nach oben am Abgrund entlang, zum gröĂten Teil ohne funktionierendes GelĂ€nder. Von unten machte es einfach nur Angst und sah unschaffbar aus. Ich bin doch keine Bergziege! Und Höhenangst habe ich auch.
(Der Baum, den du siehst, ist deutlich gröĂer als ein Mensch, so viel zur GröĂenordnung des Bildes.)
Ich bin dann gegangen. Schritt fĂŒr Schritt. BloĂ nicht nach ganz vorne, oben oder unten schauen, einfach immer nur so weit, wie meine SchrittlĂ€nge ist. Keine Ahnung, wie viel SchweiĂ es mich gekostet hat, und am Ende war ich total verspannt. Aber es hat sich so gelohnt! Gehen trotz Angst, mich ĂŒberwinden und dann mit einer phĂ€nomenalen Aussicht belohnt werden!
Erkenntnis Nummer 2 (die sich eigentlich nahtlos an Nr. 1 anschlieĂt):
Mancher Weg geht sich am besten einen kleinen Schritt nach dem anderen, ohne die ganze Strecke zu sehen.
Zwar vorbereitet und mit guter AusrĂŒstung, das ist gerade bei einer Bergwanderung total sinnvoll, aber ohne alles schon vorher zu wissen. Kleine Schritte sind machbar, und du kannst dich bei jedem neu entscheiden, weiterzugehen. Der Marathon lĂ€uft sich nach Schritt-fĂŒr-Schritt-Vorbereitung und dann auch Kilometer fĂŒr Kilometer. Etwas Neues zu lernen geht Seite fĂŒr Seite und Ăbung fĂŒr Ăbung. Du musst in Kapitel drei noch nicht wissen, welche Herausforderungen Kapitel vier bereit hĂ€lt đ
Step by Step ist viel entspannter đ
Wie ist das bei dir? LĂ€sst du dich auch ab und an auf so ein Abenteuer ein? Oder weiĂt du lieber alles genau im voraus? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Schreib es mir in die Kommentare, ich freue mich auf deine Geschichte đ
Herzlich,
Deine
P.S. Ach, und hast du den Mann auf dem ersten Foto entdeckt? đ
Hast du Fragen an mich? Oder möchtest du dich von mir in einer herausfordernden Situation coachen und begleiten lassen? Dann schreib mir doch eine Email .
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